Papierkessel


11.09.2007
 
 
 

Neubaukessel für die Lok 45 010

.. und hier mal ein neueres Bild von der "Langen"
 
 

Ein Dampflokkessel läßt sich relativ einfach nachbauen. Er besitzt in der Regel einen zylindrischen Grundkörper mit dem Stehkessel an dem einen Ende und der Rauchkammer mit Schornstein am anderen. Alle Leitungen, Rohre, Stangen, Griffe und Tritte besitzen auch einfache Formen. Lediglich die Dome und Amaturen sind komplexer in ihrer Gestalt. Beim Nachbau hat man also den Vorteil mehrere „einfache“ Teile zu einem Kessel (vorbildgerecht) zusammenzufügen. Die Modellbahnindustrie hat den Nachteil, daß Sie den Kessel möglichst aus
einem Teil fertigen muß. Hierbei sind Kompromisse vorprogrammiert. Entnimmt man den Industriemodellen die schwierigen Formteile und Amaturen, oder kauft sich diese als Fertigteile, dann sind die Voraussetzungen für den Selbstbaukessel gut.
Wie nimmt man ein Kessel wahr als Betrachter ?
Zunächst fallen einem die groben Abmessungen auf. Dann bemerkt man die Oberflächeneigenschaften. Dann erst, sind die Details dran. Wichtigster Punkt ist also die Oberflächengüte. Deshalb sehen selbst „falsche“ Großserienkessel noch gut aus.
Die Voraussetzungen für einen Kesselnachbau sind befriedigende Zeichnungen und gute und zahlreiche
Detailfotos. (Zeichnungen haben auch Fehler oder zeigen nicht die gewünschte Version. Beim Vorbild hatte jede
Lok so ihre Eigenheiten)
Bei der Papierbauweise ergeben sich einige Vorteile, wie im folgenden gezeigt werden soll.
Den Grundkörper erstellt man, indem man Papier so lange auf einen Rundstab aufwickelt, bis man den richtigen Außendurchmesser hat. Das Papier sollte eine glatte Oberfläche (hoher Leimanteil) haben und darf auch schon etwas dicker sein. Nachdem man die erste Lage fest um einen Rundstab gewickelt hat, legt man auf dem Papier vor der Rolle eine „Raupe“ Leim entlang. Diese walzt man vor sich her beim Aufwickeln. Auf diese weise kann sich das Papier nicht verwerfen aufgrund der Feuchtigkeit des Leims. Das Papier sollte nicht viel breiter sein als eine ( zwei ) Kessellänge und es sollte so abgelängt sein, daß der Außendurchmesser später stimmt. Zieht man das
Papier vorher über eine scharfe Kante, so erleichtert man sich das Aufrollen des stärkeren Papiers.
Bei einem N-Kessel reichen schon 3 bis 4 Lagen Papier für einen stabilen Kessel. Die Papierkante der letzten Lage wird nach dem Trocknen verschliffen und liegt dann an der Kesselunterseite.
Für den Weiterbau braucht man nun ein „Koordinatensystem“ auf dem Kessel.
Hierzu werden Kesselmittellinien und die Lage der Kesselbänder sowie andere markante Punkte möglichst genau auf den Kessel angezeichnet. ( Jede spätere Korrektur führt zu Oberflächenfehlern!) Nun zeigen sich weitere Vorteile der Papierbauweise. Der Grundkörper läßt sich sehr einfach bearbeiten. Mit einer Minikreissäge, einem Messer, Fräsern, ... bringt man den Grundkörper auf die richtige Länge und erzeugt sich die nötigen Aussparungen. Sollten sich die Papierlagen trennen, kann man diesem Bereich sehr schnell mit Sekundenkleber wieder verfestigen und weiter bearbeiten.
Als Kesselbänder schneidet man sich dünne Papierstreifen und klebt diese mit Leim auf. Hierbei stellt man fest, daß der Leim sehr schnell anzieht, weil das Papier die Feuchtigkeit aufsaugt. Man hat aber für kleine Korrekturen noch Zeit. Überquellenden Leim kann man gut abwischen.
Mit Spachtelmasse lassen sich die großen Formteile (Stehkessel) an den Grundkörper anmodellieren. Gute Erfahrungen habe ich mit dem Glasfaser Spachtel Plasto von Revell gemacht. (Ich habe aber noch keinen anderen ausprobiert ) Auch der Leim eignet sich zum Modellieren. Dieser bildet beim Trocknen eine Gewölbte Fläche. Dieses kann man sich z.B. für Waschluken (-abdeckungen) zu Nutze machen. Zunächst stanzt man sich kleine Papierscheiben aus. ( Stanzen wird später genauer erklärt ) Die Scheiben werden an den entsprechenden Stellen
gut ausgerichtet aufgeklebt. Auf diese Scheiben kann man nun sehr sauber mit der Nadel ein wenig Leim auftragen. Die Oberflächenspannung des Leims sorgt dafür, daß sich einen gewölbte Kuppe bildet. Diese Prozedur kann so lange wiederholt werden, bis die gewünschte Kuppe entstanden ist. Hat man einen Leim der klar austrocknet, dann kann man mit dieser Tropfmethode die Glaskörper der Triebwerksbeleuchtung nachbilden. Hat man solch Lampen auf Untergründen anzubringen, auf denen der Leim nicht so gut haftet, kann man diese
Lampen mit einem Sekundenkleberüberzug schützen.
Für Leitungen müssen unterschiedliche Drähte herhalten. Vor dem Aufkleben der ersten Leitungen, sollte man genau hinschauen, welche Leitung eine andere Leitung oberhalb kreuzt. Wenn man nicht die orginalen Abmessungen kennt, was oft der Fall ist und die genau passende Drahtstärke hat man oft auch nicht, so muß man die optisch passende Größe heraussuchen. ( vor dem Aufkleben die Drahtdurchmesser festlegen ) Leitungen, die dicht auf dem Kessel verlaufen oder die große Durchmesser haben, können aus biegsamen Kupfer oder sogar
Lötzinn bestehen. Für alle Leitungen und Stangen die weit abstehen, oder die sehr gerade verlegt sind, sollten Stahldrähte verwendet werden. Sehr feine Leitungen kann man mit einzelnen Drähtchen aus Litz-Kabeln nachbilden. Diese eignen sich auch sehr gut zum befestigen von den anderen Leitungen.


Reko Kessel E39 der Lok 03 1010 ....gebaut aus Papier


Zurück zum Inhaltsverzeichnis