Neubaukessel für die Lok 45 010
.. und hier mal ein neueres Bild von der "Langen"
Ein Dampflokkessel läßt sich relativ einfach nachbauen. Er
besitzt in der Regel einen zylindrischen Grundkörper mit dem Stehkessel
an dem einen Ende und der Rauchkammer mit Schornstein am anderen. Alle
Leitungen, Rohre, Stangen, Griffe und Tritte besitzen auch einfache Formen.
Lediglich die Dome und Amaturen sind komplexer in ihrer Gestalt. Beim Nachbau
hat man also den Vorteil mehrere „einfache“ Teile zu einem Kessel (vorbildgerecht)
zusammenzufügen. Die Modellbahnindustrie hat den Nachteil, daß
Sie den Kessel möglichst aus
einem Teil fertigen muß. Hierbei sind Kompromisse vorprogrammiert.
Entnimmt man den Industriemodellen die schwierigen Formteile und Amaturen,
oder kauft sich diese als Fertigteile, dann sind die Voraussetzungen für
den Selbstbaukessel gut.
Wie nimmt man ein Kessel wahr als Betrachter ?
Zunächst fallen einem die groben Abmessungen auf. Dann bemerkt
man die Oberflächeneigenschaften. Dann erst, sind die Details dran.
Wichtigster Punkt ist also die Oberflächengüte. Deshalb sehen
selbst „falsche“ Großserienkessel noch gut aus.
Die Voraussetzungen für einen Kesselnachbau sind befriedigende
Zeichnungen und gute und zahlreiche
Detailfotos. (Zeichnungen haben auch Fehler oder zeigen nicht die gewünschte
Version. Beim Vorbild hatte jede
Lok so ihre Eigenheiten)
Bei der Papierbauweise ergeben sich einige Vorteile, wie im folgenden
gezeigt werden soll.
Den Grundkörper erstellt man, indem man Papier so lange auf einen
Rundstab aufwickelt, bis man den richtigen Außendurchmesser hat.
Das Papier sollte eine glatte Oberfläche (hoher Leimanteil) haben
und darf auch schon etwas dicker sein. Nachdem man die erste Lage fest
um einen Rundstab gewickelt hat, legt man auf dem Papier vor der Rolle
eine „Raupe“ Leim entlang. Diese walzt man vor sich her beim Aufwickeln.
Auf diese weise kann sich das Papier nicht verwerfen aufgrund der Feuchtigkeit
des Leims. Das Papier sollte nicht viel breiter sein als eine ( zwei )
Kessellänge und es sollte so abgelängt sein, daß der Außendurchmesser
später stimmt. Zieht man das
Papier vorher über eine scharfe Kante, so erleichtert man sich
das Aufrollen des stärkeren Papiers.
Bei einem N-Kessel reichen schon 3 bis 4 Lagen Papier für einen
stabilen Kessel. Die Papierkante der letzten Lage wird nach dem Trocknen
verschliffen und liegt dann an der Kesselunterseite.
Für den Weiterbau braucht man nun ein „Koordinatensystem“ auf
dem Kessel.
Hierzu werden Kesselmittellinien und die Lage der Kesselbänder
sowie andere markante Punkte möglichst genau auf den Kessel angezeichnet.
( Jede spätere Korrektur führt zu Oberflächenfehlern!) Nun
zeigen sich weitere Vorteile der Papierbauweise. Der Grundkörper läßt
sich sehr einfach bearbeiten. Mit einer Minikreissäge, einem Messer,
Fräsern, ... bringt man den Grundkörper auf die richtige Länge
und erzeugt sich die nötigen Aussparungen. Sollten sich die Papierlagen
trennen, kann man diesem Bereich sehr schnell mit Sekundenkleber wieder
verfestigen und weiter bearbeiten.
Als Kesselbänder schneidet man sich dünne Papierstreifen
und klebt diese mit Leim auf. Hierbei stellt man fest, daß der Leim
sehr schnell anzieht, weil das Papier die Feuchtigkeit aufsaugt. Man hat
aber für kleine Korrekturen noch Zeit. Überquellenden Leim kann
man gut abwischen.
Mit Spachtelmasse lassen sich die großen Formteile (Stehkessel)
an den Grundkörper anmodellieren. Gute Erfahrungen habe ich mit dem
Glasfaser Spachtel Plasto von Revell gemacht. (Ich habe aber noch keinen
anderen ausprobiert ) Auch der Leim eignet sich zum Modellieren. Dieser
bildet beim Trocknen eine Gewölbte Fläche. Dieses kann man sich
z.B. für Waschluken (-abdeckungen) zu Nutze machen. Zunächst
stanzt man sich kleine Papierscheiben aus. ( Stanzen wird später genauer
erklärt ) Die Scheiben werden an den entsprechenden Stellen
gut ausgerichtet aufgeklebt. Auf diese Scheiben kann man nun sehr sauber
mit der Nadel ein wenig Leim auftragen. Die Oberflächenspannung des
Leims sorgt dafür, daß sich einen gewölbte Kuppe bildet.
Diese Prozedur kann so lange wiederholt werden, bis die gewünschte
Kuppe entstanden ist. Hat man einen Leim der klar austrocknet, dann kann
man mit dieser Tropfmethode die Glaskörper der Triebwerksbeleuchtung
nachbilden. Hat man solch Lampen auf Untergründen anzubringen, auf
denen der Leim nicht so gut haftet, kann man diese
Lampen mit einem Sekundenkleberüberzug schützen.
Für Leitungen müssen unterschiedliche Drähte herhalten.
Vor dem Aufkleben der ersten Leitungen, sollte man genau hinschauen, welche
Leitung eine andere Leitung oberhalb kreuzt. Wenn man nicht die orginalen
Abmessungen kennt, was oft der Fall ist und die genau passende Drahtstärke
hat man oft auch nicht, so muß man die optisch passende Größe
heraussuchen. ( vor dem Aufkleben die Drahtdurchmesser festlegen ) Leitungen,
die dicht auf dem Kessel verlaufen oder die große Durchmesser haben,
können aus biegsamen Kupfer oder sogar
Lötzinn bestehen. Für alle Leitungen und Stangen die weit
abstehen, oder die sehr gerade verlegt sind, sollten Stahldrähte verwendet
werden. Sehr feine Leitungen kann man mit einzelnen Drähtchen aus
Litz-Kabeln nachbilden. Diese eignen sich auch sehr gut zum befestigen
von den anderen Leitungen.
Reko Kessel E39 der Lok 03 1010 ....gebaut aus Papier